top of page

"Ich brauche niemanden"...

Autorenbild: julia7222julia7222

und warum das nicht stimmt.


Da wir vor allem anderen soziale Wesen sind, sind wir auf andere Menschen angewiesen. Das liegt schon daran, das wir als Menschen sehr Fürsorge- und schutzbedürftig auf die Welt kommen. Die ersten Jahre unseres Lebens ist es existenziell für uns, angenommen und gehalten zu werden. Liebende, wohlwollende und unterstützende Eltern und Begleiter sind von Nöten, damit wir uns zu selbstständigen und sicher gebundenen Persönlichkeiten entwickeln können.

In den wenigsten Biografien ist da alles so gelaufen, wie es wünschenswert wäre. Um es mal knapp und traumasensibel auszudrücken...


Eine sichere Bindung zu haben heißt nicht, nicht auf andere angewiesen zu sein, sondern das genaue Gegenteil. UND in dieser Bindung seine Grenzen klar aussprechen und verteidigen zu können, sich trotzdem autonom und frei zu fühlen und auch zu wissen, das Andere auch von dir abhängen. Was in Ordnung ist.

Abhängig meint hier nicht „nicht ohne den anderen leben zu können“, aber es nicht zu müssen und zu wollen. Sich wohlwollend unterstützend und auf Augenhöhe begleiten, das heißt eine gute und sichere Bindung zu jemandem zu haben.

Gesunde Autonomie kann es nur aus dem Erleben von (früher) sicherer Bindung geben.


Das Gefühl niemanden zu brauchen wäre quasi eine Art Pseudoautonomie, die vermutlich eine auf alten Verletzungen basierende Schutzhaltung ist. Und es ist die bis dahin beste Methode gewesen mit den in der Kindheit und ggf. auch später erlebten Enttäuschungen von Menschen klar zu kommen. Das ist traurig und macht den Betroffenen einsam.

Da heraus zu finden ist alleine oft sehr schwer. Das Wissen um solche Dynamiken alleine reicht meist noch nicht. Alle Traumata sind wie Schrecken, die im Körper feststecken. Also funktioniert das Integrieren selbiger nicht nur über den Kopf und entsprechendes Wissen, sondern vor allem über (mit)fühlen. Diesen alten Schmerz abzuholen, bzw. überhaupt mitzubekommen und ggf. in einem größeren Containment in sicherer Verbindung zu integrieren, braucht Zeit und Geduld.


Im Kontext von Therapie ist es leider so, das lange zwischen Therapeut und Klient gar kein Wert auf eine sichere Bindung gelegt wurde. Dabei ist sie quasi die Grundlage sich als Klient überhaupt öffnen zu können. Das wiederum ist natürlich existentiell wichtig, um über die eigene oft traumabehaftete Geschichte zu sprechen. Sich gehört und angenommen zu fühlen ist das A und O.


Ganz im Gegensatz dazu und leider auch eine häufige Erfahrung von Menschen mit Bindungstrauma ist das Erleben, das über das eigene Empfinden hinweggegangen wurde - sogar und auch im ärztlichen oder Therapiekontext.

Bei Bedarf an Integration würde ich daher heute empfehlen, sich bewußt auf die Suche nach jemandem zu begeben, der einem da einen sicheren Rahmen bieten kann und entsprechende Kenntnisse mitbringt. Glücklicherweise heute keine Seltenheit mehr ;-)


Solltest du Fragen haben zum Thema, schreib mir sehr gerne.


Nichts muß so bleiben wie es ist. In diesem Sinne wünsche ich einen gut verbundenen Tag mit ressourcenvollen Momenten.


Alles Liebe,

Julia




5 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Wenn Ruhe beunruhigt

留言


bottom of page